Noch wichtig zu wissen
Girls only
Eigentlich sind Männer witzig. Und ohne sie ist alles ein bisschen fade, wie Sauce ohne Sahne. Ohne sie geht es nicht so wirklich in der Welt. Wir alle wissen das.
Allerdings gibt es Dinge, die sie in der pubertären Ausführung noch nicht so gut können. Wohin der Weg für sie eindeutig länger ist: Verantwortung übernehmen zu können. Ein Vorwurf ist das nicht. Sie können nichts dafür. Es liegt an den Hormonen, die noch in Entwicklung sind. Und das bei Dir schneller, bei ihnen langsamer.
Wenn pubertierende Jungs eine starke Maschine in die Hand bekommen, muss man mit allerlei rechnen, vor dem man mit Mädchen keine Sorge haben muss. Sie müssen dann einfach zeigen, was sie können. Oder, schlimmer, zu können meinen. Aus der Ferne kann keiner sie daran hindern und ins Lenkrad greifen.
Ich möchte auf keinen Fall in Verbindung mit tödlichen oder sonstigen schweren Unfällen der mir anvertrauten jungen Menschen stehen. Im Rettungsdienst habe ich derlei genug gesehen. Daher habe ich mich entschieden, für dieses spezielle Reiseformat die ungewöhnliche Entscheidung zu treffen, nur Mädchen zuzulassen. Damit ist es ein bisschen langweiliger, vor allem für Euch, aber ich habe die unverzichtbare Seelenruhe und etwas Schlaf.
Wir sind unter uns
An unserem Reiseprojekt nehmen nur junge Frauen teil, die mit Dir Erfahrungen mit Selbstverletzung teilen. Das stellt sicher, dass du dich bei uns einmal richtig frei von dem Druck des Verstecken-Müssens fühlen kannst. Lass die langen Ärmel und all das zurück. Hier kannst du unter anderen wie Dir einfach nur du selbst sein!
Selbständigkeit
Ohne Jungs unterwegs zu sein, hat immerhin auch einen Vorteil für Dich. Wir können auf Deine Reife und Dein Verantwortungsbewusstsein bauen. Und auf die Jugendreise-üblichen Regeln verzichten, die dich zum Kind herabwürdigen. Eine junge, aber erwachsene, Frau kann mit Freiheit u.E. nach umgehen. Und ist souverän genug, von sich aus Rat einzuholen, wenn sie etwas mal nicht weiss oder kann. Darauf bauen wir.
Wenn Du die Gruppe für eine kurze Zeit für eine Aktivität allein oder in der Kleingruppe verlassen willst, darfst Du das tun. Ein Verbot gibt es nicht und eine Genehmigung ist auch nicht nötig. Wir erwarten nur eine Abmeldung.
Verletzen unterwegs
Du selbst entscheidest, ob Du Schnitte brauchst oder dagegen ankämpfen willst. Wenn du es tun willst, wird dich bei uns niemand daran hindern oder dir Vorwürfe machen. Du bist gut wie Du bist. Und Du verpflichtest dich zugleich, auch alle anderen so zu behandeln. Auch die anderen sind so gut wie sie sind.
Wenn Du Dich verletzen möchtest, nimm dir sauberes Einmalgerät, das wir dafür mitführen, und tu es unter hygienischen Bedingungen. Zieh Dich etwas ins Abseits zurück, so dass andere, die widerstehen möchten, nicht gezwungen sind, es zu sehen. Bedenke, nicht tiefer zu schneiden, als es mit einfacher Erster Hilfe unterwegs versorgt werden kann, wenn du nicht im Ausland ins Krankenhaus gehen möchtest.
Wenn du möchtest, findest du in Patrick jemanden, der deine Wunden versorgt. Das geschieht aus dem Wunsch, fürsorglich mit dich zu sein und daher garantiert ohne Vorwürfe und Ermahnungen.
Rauchen
Bei uns darfst du rauchen. Ja, wirklich. Nur Dein Bedürfnis zählt. Warum? Weil ich etwas über Dich gelernt habe.
Wenn es dir dreckig geht und du fast nur noch zum Messer greifen kannst, hat dir so oft eine Zigarette geholfen, zur Ruhe zu kommen. Im Laufe der Zeit bist du natürlich süchtige Raucherin geworden, die nicht ohne sie kann. Ein Vormittag in der Schule ohne Zigarette ist eine Quälerei und eine ganze Reise ohne sie? Ohne Worte…
Die Welt um dich herum hat dafür kaum mehr Verständnis als für deinen Drang zum Schnitt. Alles, was irgendwie hilft, ist offenbar auch irgendwie verboten. Und wenn es nicht verboten ist, wird irgendwie Scham oder Schuldgefühl gemacht. Es ist ein Spiessrutenlauf…
Nicht bei uns. Wo darfst du rauchen? Du musst vor keine Tür gehen – überall. Welche Ausnahme gibt es? Keine. Wieviel? Soviel du willst. Du musst auf niemanden Rücksicht nehmen. Deine Zigaretten musst du nicht vom knappen Taschengeld bezahlen, die kaufen wir zusammen wie die Verpflegung. Soviel Du brauchst, „zuviel“ gibt es nicht.
Es bleibt dabei: Du bist auch als Raucherin gut wie du bist.
Individuelle Hilfen
Vielleicht brauchst du die eine oder andere kleine Hilfe, damit du dich voll entfalten kannst? Wir können unterwegs keine geordnete Therapie machen. Aber ein wenig helfen können wir schon. Was Du brauchst, musst du Patrick nur sagen.
Ein paar Beispiele, was eine solche Hilfe sein könnte?
Vielleicht hast Du ein Zwangsverhalten und möchtest, dass es von Zeit zu Zeit von aussen unterbrochen wird? Vielleicht hast Du Dissoziationen und brauchst jemanden, der dich heraus holt? Vielleicht fürchtest du, in einer Gruppe als zu laut und frech aufzufallen? Vielleicht traust du dich nicht, vor anderen zu essen und fürchtest, zuviel abzunehmen? Oder du hast Scham, vor anderen zu rauchen und kannst damit die Freiheit nicht geniessen?
Das sind alles Kleinigkeiten unter Freunden, die für Dich sorgen möchten.
Der Gedanke
Wie bin ich zu so einer ungewöhnlichen Idee gekommen, eine Reise zu machen, wo es ok ist, sich selbst zu verletzen? Nun, das braucht ein bisschen länger zu erklären. Aber wen das interessiert, der kann diesen Aufsatz hier lesen.